Warum nehmen wir zu? Die spontane Antwort hierauf lautet ganz einfach: Weil wir zu viel essen. Die zweite Antwort lautet: Weil wir mehr Kalorien zu uns nehmen als wir verbrennen. Jedoch ist das Thema „Gewichtszunahme“ noch viel komplexer. In meinem heutigen Blog verrate ich dir, was dein Darm und dein Gehirn bei diesem Thema für eine wichtige Rolle spielen.
67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen in Deutschland sind übergewichtig. Im Laufe des Lebens stellen die meisten Menschen fest, dass die Traumfigur von damals von Jahr zu Jahr immer weiter in die Ferne rückt. Wenn wir es aus mathematischer Sicht betrachten bedeutet 800 Gramm im Jahr mehr auf der Waage nach 20 Jahren eine Gewichtszunahme von 16 Kilogramm. Daraus resultieren nicht nur ästhetische Probleme, auch die Gesundheit leidet unter 16 Kilo Plus. 70 Prozent aller chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Probleme und Diabetes haben ihre Ursache in der falschen Ernährung. Das überschüssige Bauchfett fördert entzündliche Prozesse im Körper und das Krankheitsrisiko steigt.
Die meisten Menschen ziehen dann die Notbremse und nehmen sich vor, weniger zu essen, sich mehr zu bewegen und einfach disziplinierter zu sein. Diese Vorsätze halten meist für 4 Wochen und oft gerät man wieder zurück in den alten Trott.
Unser Unterbewusstsein
Es gibt viele Untersuchungen, warum das so ist. Ein wichtiger Aspekt ist unser Unterbewusstsein. Jeder von uns hat Kindheitserinnerungen. Bei mir ist es z. B. der Erdbeerkuchen zum Geburtstag, von dem ich mindestens die Hälfte gegessen habe. Meine Geschwister teilten sich den Rest, jedoch war der Erdbeerkuchen fast nur für mich allein reserviert. Oder meine Erinnerung an den leckeren grünen Salat, den es fast zu jedem Mittagessen gab. Beim Gedanken an diese beiden Gerichte bekomme ich wieder Appetit und der Geschmack vom leckeren Salatdressing durchflutet meinen Gaumen. Überlege einmal, was deine kulinarische Kindheitserinnerung ist.
Unser Gehirn tut so, als hätten wir das Essen von damals gerade im Mund. Dies geschieht in unserem Unterbewusstsein, in dem Millionen von Handlungen abgespeichert sind. Solche Erinnerungen aktivieren neuronale Muster und Gefühle und regen die Produktion des Hungerhormons Ghrelin und des appetitzügelnden Hormons Leptin an.
Unser Gehirn erhält seine Vorlieben für das Essen bereits im Mutterleib. Unsere Mutter prägt unseren Geschmack zunächst über die Nabelschnur. Darauf folgen die Vorlieben fürs Essen über die Muttermilch und später über jede Mahlzeit. Diese Vorlieben, egal ob gesund oder eher ungesund, gehen nie verloren, da sie in unserem Unterbewusstsein abgespeichert sind. Auch beim Einkaufen werden wir von unserem Unterbewusstsein durch die Einkaufsregale geführt und greifen dort zu, wo wir es gewohnt sind. Wenn dies die letzten Monate und Jahre die Süßigkeiten Abteilung war, dann wird es Zeit, das Unterbewusstsein auf die Gemüseabteilung umzuprogrammieren.
Der Schlüssel zum Erfolg sind die Wiederholungen
Wer sich ändern will muss an seinen Gewohnheiten arbeiten. In kleinen Schritten kann man so neue Verknüpfungen in seinem Gehirn spannen, die dann neu abgespeichert werden. Wenn du etwas ändern willst, muss deine neue Handlung so oft gemacht werden, bis dein Bewusstsein diese nicht mehr aktiv macht, sondern unbewusst. Diese „Umprogrammierung“ dauert ca. 60 Tage. Dies gilt für neue Essgewohnheiten, genau so wie für neue Aktivitäten. Super wichtig ist es, sich neue Gewohnheiten anzugewöhnen, die nicht zu viel Energie kosten. Nehme ich mir zum Beispiel vor, jeden zweiten Tag 30 Minuten Joggen zu gehen, könnte dies viel Überwindung und Energie kosten. Einfacher könnte es sein, sich 10 Minuten in der Mittagspause aktiv an der frischen Luft zu bewegen und das in jeder Mittagspause. Nach 6 Wochen wirst du spüren, dass dein Körper und dein Geist regelrecht danach verlangen raus zu gehen. In kleinen, regelmäßigen Schritten kommst du so zu neuen Gewohnheiten, die dich deinem Wunschgewicht immer etwas näherbringen. Wer im Supermarkt regelmäßig in die Gemüseabteilung abbiegt, wir irgendwann den Weg zur Süßigkeiten Abteilung vergessen.
Steuerzentrale Darm
Ein weiteres Organ, das neben dem Gehirn Einfluss auf dein Essverhalten hat ist der Darm. Der Darm in das zu Hause für ca. 2 Kilogramm Bakterien. Man bezeichnet sie als Darmflora. Viren, Mikroben und Pilze tummeln sich zu Hauf in unserem Darm. Man spricht von ungefähr 40 Billionen, die in uns und auf unserer Haut leben. Sie werden in der Medizin als Mikrobiom bezeichnet. Ohne sie wäre der Mensch lebensunfähig. Die meisten von ihnen befinden sich im Dickdarm und sind von dort aus über die Nervenbahnen mit dem Gehirn verbunden. Sie beeinflussen viele Abläufe in unserem Körper und befinden sich permanent im Austausch mit unserem Nervensystem. Die kleinen Helfer stellen etwa ein Drittel aller Stoffwechselprodukte her, sind zuständig für unser Immunsystem und sorgen dafür, ob wir gesund alt werden oder an chronischen Krankheiten leiden. Deine Darmflora produziert Vitamine, baut Ballaststoffe zu kurzkettigen Fettsäuren ab, hemmt Entzündungen, reguliert unseren Cholesterinstoffwechsel und aktiviert Abwehrzellen. Ein wahres Wunderwerk, das in jedem von uns steckt.
Der Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Körpergewicht
Schlanke Menschen besitzen eine größere Vielfalt an Mikroben als übergewichtige Menschen. Unser Essverhalten hat einen großen Einfluss auf unsere Darmflora. Hier ist es wichtig zu wissen, dass jeder Nährstoff eine bestimmte Reaktion im Körper auslöst und Einfluss auf unser Mikrobiom hat. Wenn wir uns schlecht ernähren kommt es aus dem Gleichgewicht und die „ungesunden“ Bakterien bekommen die Oberhand. Eine Folge ist die Ausschüttung von Hormonen und Botenstoffen, die uns weiteressen lassen, obwohl der Energiebedarf bereits gedeckt ist. Dies führt letztendlich zu Übergewicht.
Folgende Nährstoffe schaden unserer Mikrobiom:
- Konservierungsmittel
- Künstliche Zusatzstoffe
- Zucker
- Süßstoffe
- Geschmacksverstärker
Ein weiterer wichtiger Faktor in Bezug auf unsere Darmflora sind Antibiotika, die oft im Fleisch aus der Massentierhaltung stammen. Tiere, denen über eine längere Zeit geringe Dosen Antibiotikum zugeführt werden, wachsen schneller, obwohl sie nicht mehr zu essen bekommen als vorher. Vermutlich wird ihr Mikrobiom durch die Wirkstoffe so verändert, dass es aus weniger Nahrung mehr Energie gewinnt. Das Fleisch aus dieser Tierhaltung, das wir essen, besitzt dieses Mikrobiom. Hier könnte man vermuten, dass auch bei übergewichtigen Menschen das „nimmer satte“ Mikrobiom vorhanden ist, das aus derselben Menge an Nährstoffen viel mehr Kalorien herstellt als bei Normalgewichtigen. Von daher sollte man beim Verzehr von Fleisch eher auf Biofleisch setzen. Auch nach der Einnahme von Antibiotikum nach einer überstandenen Krankheit hört man oft, dass hier die Darmflora neu aufgebaut werden muss.
Es gibt viele Lebensmittel, die dafür sorgen, dass unsere Darmflora gesund und munter bleibt und die dem Übergewicht den Kampf ansagt. Zu ihnen gehören u.a.:
- Die pflanzliche Ernährung mit viel Gemüse und Obst
- Vollfett – Joghurt
- Frischer Fisch
- Langfaserige Lebensmittel, wie z.B. Sauerkraut, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte
Achte bei deinem nächsten Einkauf darauf, was du in deinen Einkaufswagen legst und versuche frisch und bunt zu kochen. Der Verzehr von Fertigprodukten sollte die Ausnahme sein und du wirst sehen, dein Darm wird es dir danken! Mit ein wenig Durchhaltevermögen wirst du sehen, wie dein Körpergewicht langsam aber stetig sinkt und wie angenehm sich dies anfühlen wird. Der Sommer wird kommen, darauf freuen wir uns jetzt schon alle.